Die heutige Videoepisode aus unserer beliebten Serie „Menschen Über Bad Homburg“ wird mit viel Taktgefühl für ein begeistertes Publikum präsentiert. Wir haben die Ehre, einen bekannten Bad Homburger Pianisten vor die Kamera zu bekommen, der ganz Europa bereist hat und seit kurzem auch durch Südamerika tourt. Er begeisterte sowohl in Rio unterm Zuckerhut als auch im Nationalmuseum von Bogotá, im Gepäck Werke von Beethoven, Chopin und Debussy. Zunächst hat er in Gonzenheim gewohnt, danach in der Berliner Siedlung, heute finden wir ihn in Kirdorf. Der in Hannover geborenen Pianist Rolf Kohlrausch erhielt seinen ersten prägenden Klavierunterricht durch Gertrud Morgenstern-Konwitschny, einer Schwester des berühmten Gewandhauskapellmeisters Franz Konwitschny.
Vorgeschichte – die Ursprünge
Als Waldorfschülerwar er von Anfang an von Musik umgeben und das Motto „Musik ist eine Sprache, die man überall versteht“ hat ihm schon damals sehr gefallen. Seinen Eltern, die aus den 1920er Jahren stammten, war aus finanziellen Gründen die Musikausübung nicht möglich gewesen, weshalb sie ihren Sohn auch in dieser Richtung gern unterstützten.
Im vierten Schuljahr kam die Klassenlehrerin und stellte die Frage, wer denn gern Geige spielen würde. Das hörte sich in den Ohren von Kohlrausch schon sehr gut an, doch der Vater stellte damals eine wichtige Weiche und empfahl seinem Jungen das Klavier mit folgenden Worten:
Nimm das Klavier Junge, denn dort sind die Töne schon da!
Daraufhin entschied sich Rolf Kohlrausch fürs Klavierspielen. Über einige Umwege, wie einer zunächst angestrebten Banklehre und dem Abschluss als Gebäudereinigergeselle (sollte die Firma des Vaters übernehmen), sowie einem entscheidenen Besuch bei einem Freund in Augsburg hat er dann mit klaren Worten seinen Weg gefunden:
Jetzt will ich doch Musik studieren!
Sein Musikstudium begann Rolf Kohlrausch an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main bei Branka Musulin, die seine Entwicklung nachhaltig beeinflusste. Nach Branka Musulin plötzlichem Tod übernahm Sontraud Speidel von der Musikhochschule Karlsruhe seine weitere Ausbildung, die durch Privatunterricht bei Yvonne Lefébure, der ehemaligen Assistentin von Alfred Cortot ergänzt wurde. Das Konzertdiplom erwarb er schließlich bei Leonard Hokanson an der Frankfurter Musikhochschule.
In den 90ern
Im Frühjahr 1985 bekam Rolf Kohlausch einen Anruf von der Universität Augsburg, ob er einen Lehrauftrag übernehmen könne. Seit dieser Zeit reist er mindestens 12x im Jahr in die Universitätsstadt im Südwesten Bayerns, eine kreisfreie Großstadt mit Sitz der Regierung Schwaben. Diesen Lehrauftrag übt er nun seit 31 Jahren mit nicht nachlassender Freude und Motivation aus und nahm sogar 2007 noch eine weitere Dozentur an der Universität Würzburg an.
Sein Debut in Bad Homburg gab er 1981 im Forum für junge Künstler des Kulturkreises Taunus-Rhein-Main, dessen stellvertretenden Vorsitz man ihm inzwischen angetragen hat. In dieser Funktion ist es ihm nun möglich, seinerseits junge Kollegen zu fördern und auch an andere Veranstalter zu vermitteln. Aber auch etablierten Kollegen ist er ab und zu behilflich.
Nächste Kulturkreistermine des Forums für junge Künstler im Theater-Foyer des Kurhauses Bad Homburg
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Dienstag, den 03.05.2016 (Solo-Abend) mit Leon Wenzel – Klavier | 20:00 Uhr
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Dienstag, den 27.09.2016 (Gitarren-Duo) Taracea | 20:00 Uhr
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Dienstag, den 22.11.2016 (Duo-Abend) mit Maria Schönwälder – Violine und Maria von Knebel – Klavier | 20:00 Uhr
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Dienstag, den 24.01.2017 mit Diana Sahakyan – Klavierabend | 20:00 Uhr
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Dienstag, den 14.03.2017 (Duo-Abend) mit Stephan Kröger (Horn), N.N. (Klavier) | 20:00 Uhr
Diese Programme sind eines Profis würdig!
Beachtliche Auslandsaufenthalte
Nachdem sich Kohlrauschs Konzerttätigkeit zunächst auf deutsche Städte konzentriert hatte, weitete sich ab Mitte der achtziger Jahre der Radius dann auf das europäische Ausland von Großbritannien über Luxemburg, Italien und Österreich bis nach Kroatien aus.
Eine feine Auswahl an Highlights
1984 wurde Kohlrausch von der Partnerstadt Bad Homburg namens Bad Mondorf in Luxemburg eingeladen. Ein Jahr später (1985) war ein Höhepunkt Kohlrauschs der Auftritt in der britischen Metropole, wo er im „kleinsten“ Saal der Royal Festival Hall – dem Purcell Room mit 400 Plätzen – auftrat. Bei seinem Londoner Debut lobte der Kritiker des Daily Telegraph besonders die „lebendige Wiedergabe“ der „Children’s Corner“ von Debussy und sein „individuelles geistreiches Spiel“ der „Isle joyeuse“. Da war der nationale Auftritt im ausverkauften Hindemithsaal der Alten Oper Frankfurt im Jahr 1988 mit 300 Plätzen auch noch großes Schauspiel.
Nachdem er zuvor in Madrid gespielt hatte, war seine anschließende Spanientournée 2008 von Valencia über Saragossa nach Málaga bis Santiago de Compostela ein besonderes Vergnügen. Auch die Reisen in die Bad Homburger Partnerstädte Exeter und Dubrovnik haben Kohlrausch eine große Freude bereitet.
2012 gelang ihm der Sprung nach Lateinamerika. Erstmalig gastierte Kohlrausch in Sao Paulo, Rio de Janeiro, Bogotá und Medellin, wo ihn das Publikum stürmisch feierte. Das führte 2015 zu einer erneuten Konzertreise nach Kolumbien, bei der Kohlrausch, außer wieder nach Bogotá, auch zu zwei Gastspielen beim XXXII. Festival de Piano der Universidad Industrial de Santander in Bucaramanga und Barrancabermeja eingeladen wurde. Auf dem Programm standen die 12 Préludes Heft I von Claude Debussy und die Sturm-Sonate von Ludwig van Beethoven.
Neben seinen Konzerten wirkt Kohlrausch auch als engagierter Pädagoge, der allen Interessierten gern den Weg zur Musik ebnet. 1985 folgte er einem Ruf an die Augsburger Universität als Leiter einer Klavierklasse. 2007 weitete er – wie bereits in der Einleitung erwähnt – seine Lehrtätigkeit zusätzlich auf die Universität Würzburg aus.
Bad Homburg und seine Musiker
Ja, es gibt sie in Bad Homburg. Die Kreativen, die Musiker, die ihr Instrument exzellent beherrschen. Laut Kohlrausch kann man sich hier seinen Platz erobern, anders als in Großstädten. Es ist möglich, sich hier etwas aufzubauen und einen Namen zu machen. Dies kann jeder Musikinteressierte auch in seinem Pressespiegel sehen. Überschriften wie
Ein Pianist in Südamerika – Rolf Kohlrausch gastiert in Rio unterm Zuckerhut und im Nationalmuseum in Bogotá
oder
Homburger Pianist begeistert in Kolumbien – Rolf Kohlrausch war auf einer Konzert- und Lehrreise in Südamerika
sind nur einige wenige Headlines, die man in der Deutschen Presse in den letzten vier Jahren gelesen hatte.
Der Erfolg gibt ihm recht
Wie hat er sich denn in Bad Homburg und in der ganzen Welt positionieren können und seine Vermarktung umgesetzt? Das Meiste ist über Mundpropaganda gegangen. Fragen wie „wo hat denn ihr Kind Unterricht“, wurde sehr häufig mit seinem Namen beantwortet. Empfehlungen sind die stärkste Waffe und die bekommt man eben nur, wenn man Leistung bietet.
Seit einiger Zeit arbeitet er auch mit der Theater- und Fernsehschauspielerin Susanne Schäfer zusammen. Sie machen Lesung mit Musik. Das nächste Mal auf der Burg Kronberg am 18. September 2016 (Maupassant) und in Bad Homburg am 19. Februar 2017 im Kurhaus (Tanja Blixen : Babettes Fest). Weiter Infos finden unsere Leser und Zuschauer auch direkt unter www.susanneschaefer.com.
Wo treffen wir ihn in Bad Homburg an?
Kohlrausch hat auch einige Tipps rund um die Gastrinomie in und um Bad Homburg. Im Video verrät er, wo man ihn antreffen könnte. Das für ihn seit neuestem absolute Lieblingslokal in Bad Homburg ist allerdings Luna y Sol in der Louisenstr. 14. Im Mittelpunkt der Speisekarte stehen spanische Tapas, hausgemachte Entradas, Clásicos, Ensaladas und Postres und viele weitere mediterrane Spezialitäten der iberischen Halbinsel. Gekonntes Fachsimpeln über das Thema Wein lassen auch auf diesem Gebiet den Kenner durchscheinen.
Video: Menschen Über Bad Homburg – Der Pianist Rolf Kohlrausch