Liebe Freunde und Bad Homburger,
seit 10 Tagen bin ich wieder zurück von der Nordsee. 10 Tage mit Rad und Bahn durch Ostfriesland und den daran angrenzenden Bereich. Bei der Bahn wurde nicht gestreikt, aber die GDL konnte sich ihr Geld auch sparen: Die Bahn schafft ihre Verspätungen und Zugausfälle auch ganz alleine. Aber wenigstens klappte dann die Reservierung von Ersatz-Fahrradplätzen gut. Über Köln nach Leer, dem Tor Ostfrieslands, gut erkennbar an der Fahrt über die Ledabrücke kurz vor dem Bahnhof. Am Dienstag dann weiter mit dem Zug nach Norddeich, wo ich ein paar Tage blieb und ausgedehnte Fahrradtouren machte. Nach Süden, um in die Stadt Norden zu kommen :-). Die ist eine erstaunlich schöne alte Stadt mit historischem Marktplatz, zwei Windmühlen und die Heimat des Doornkaat- Schnaps. Die große Doornkaat-Flasche am südlichen Stadteingang in die Einkaufsstraße wird auch in den Ostfriesen-Krimis von Klaus-Peter Wolf erwähnt. Davon hatte ich mir passend zur Landschaft gleich einige gekauft – und „verschlinge“ sie immer noch begeistert.
Natürlich besuchte ich die Seehund-Station von Norddeich – da ich nicht nur Katzen, sondern auch Seehunde liebe. Einiges lernte ich auch über die possierlichen Tiere. Vor allem, dass das von Corona gewohnte Abstandsgebot auch im Verhältnis Mensch – Seehund in verschärfter Form gilt. Nicht wegen Corona, sondern um vor allem Seehund-Mütter nicht zu beunruhigen, soll die Distanz 300 m betragen. Ausser wie auf Helgoland, wo die Seehunde auf der Großen Düne von sich aus auch nähere Distanzen zulassen.
Fahrradtour im Westen durch die Marsch von Emden nach Greetsiel, dann in der Nacht deichnah zurück. Im deutschen Nordwesten gibt es schon ansatzweise weisse Nächte. Sonnenuntergang ist gegen 22 Uhr, dann gibt es eine lange Dämmerung, und erst kurz vor Mitternacht wird es richtig dunkel.
Am Donnerstag von Norddeich mit Gepäck immer am Deich entlang nach Bensersiel. Der diesjährige „Schaukelsommer“ zwischen Gewittertiefs und Sonnenhoch entfaltete an diesem Tag auch an der Nordsee über 30 Grad. Mit der Fähre nach Langeoog, wo ich eine langjährige Freundin besuchte, die dort gerade für einige Wochen arbeitet. Wegen Corona hatten wir auch schon über ein Jahr lang nicht gesehen, da auch der Harz nicht gerade um die Ecke liegt. Am Wochenende hatte sie frei, und so unternahmen wir ausgedehnte Touren zu Fuß und mit dem Rad über die Insel. Vom Hafen in den Ort sind es von Süden nach Norden etwa 3 km, die eine historische Kleinbahn fährt. Von West nach Ost sind es etwa 11 km, und die Insel sonst weniger als 2 km breit. Autos sind nicht erlaubt, und so sind Fahrräder und Pferdewagen die wichtigsten Verkehrsmittel.
Die 11 km-Tour zum Ostende wird nicht nur durch einen Ausblick auf die Nachbarinsel Spiekeroog belohnt. Eine Sandbank im Watt ist ein beliebter Ruheplatz für Seehunde, und durch ein Fernrohr konnte ich Dutzende von ihnen beim Sonnen beobachten. Superfotos, wie in Norddeich, gibt es nicht, weil die Seehundbänke einige hundert Meter vom Aussichtspunkt entfernt sind. Eine andere Attraktion ist das Fischrestaurant „Treffpunkt“ im Ort. Der Fisch ist lecker und preiswert. Ein Erpel ist dort Stammgast und sucht regelmäßig nach heruntergefallene Essenszeiten.
Gewitter und Sonne wechselten sich ab, und als ich am Montag abfuhr, war gerade wieder Regentag. Wegen des Wetterberichts war ich schon etwas früher zum Inselbahnhof gefahren und nahm bereits die Fähre um kurz nach 9 Uhr. Der angesagte Regen war dann nicht ganz so ergiebig, sodass ich von Bensersiel im Niesel weiter die Küste entlang nach Osten fuhr. Nach etwa 15 km ausgedehnte Mittagspause in Carolinensiel, wo es eine Windmühle und einen alten Hafen gibt. Eine ostfriesische Spezialität sind anscheinend von der Kirche abgesetzte Glockentürme, von denen ich bereits einen bei Greetsiel gesehen hatte. In Carolinensiel hatte ich Ostfriesland mit dem Rad von West nach Ost durchquert. Die Goldene Linie – in etwa parallel des Flusses Hunde – grenzt Ostfriesland vom östlich davon gelegenen Oldenburgischen ab. Oldenburg war eigenständig und legt heute noch darauf Wert. Ostfriesland war preussisch, weshalb es an vielen Orten Adlerdenkmäler gibt. Nein, Leder weder der Frankfurter Eintracht-Adler 🙂 noch ein Fischadler – das wäre dann ein echter „Ostfriesen-Adler“ :-). Östlich von Ostfriesland liegt – Friesland!
Es hatte aufgehört zu regnen, und so folgte ich der Küste bis Schillig, wo die Linie nach Süden abbiegt. Nun entlang des Jadebusens nach Wilhelmshaven. „Schlicktown“ wurde vor etwas mehr als 150 Jahren vom ersten Kaiser Wilhelm als Hafen- und Marinestadt gegründet und wurde bis zum 2. Weltkrieg wichtige Großstadt mit mehr als 130.000 Einwohnern. Da der Schiffbau immer mehr in die Billiglohnländer verlagert wird und auch Marine und Hafen immer weniger Menschen benötigen, sind viele Menschen aus Wilhelmshaven weggezogen. Heute hat die Stadt mit knapp 80.000 Menschen weniger Einwohner als Hanau. Und überall wirbt die Genossenschaft des Spar- und Bauvereins für neue Mieter.
Dienstag war es wieder sonnig. Das nutzte ich für eine Fahrradtour durch die Stadt. Das von Hoeger in den 20er Jahren errichtete Backstein-Rathaus, die Südpromenade am Jadebusen und natürlich die alt-ehrwürdige Kaiser-Wilhelm-Brücke. Und eine Windmühle gibt es in der Stadt auch. Einige Kilometer nördlich der Weser-Jade-Port mit seiner eindrucksvollen Silhouette. Den kann man auch besichtigen und sich in einem Schiffs-Simulator probieren – das lohnt schon eine neue Reise.
Mittwoch bei Sonne und Wärme Heimfahrt mit der Bahn. Die üblichen Pannen gab es auch bei der Nordwest-Bahn, deren Triebwagen „lahmte“. Und bei Deutschen Bahn dann eine Türstörung – gerade dort, wo ich in Hannover mit Rad und Gepäck ausstieg.
Inzwischen hat mich der Alltag in Frankfurt wieder. HomeOffice, inzwischen auch mit einigen Präsenztagen im Büro gemischt. Und unsere Dauerbaustelle in der Siedlung ! Auch der Heuschnupfen plagt mich vor allem nach abendlichen Fahrradausflügen – nach dem nasskalten Frühling hat auch die Natur Verspätung!
Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende! Und bleibt gesund und achtsam.
Liebe Grüße, Jochen
—– English Version ——
63 Sunday, July 4th, 2021 – Back from North Sea
Dear friends and Bad Homburg readers!
Back from North Sea! Travelling by train and bicycle through Eastern Frisia and surrounding region. No railway strikes, but unions can save their money, as railway companies get their delays by themselves. But at least it was no problem to get a new reservation for my bicycle at another train. I travelled to Leer via Cologne, having some sightseeing and lunch break by some missed train. So train passengers should take to get their changes at interesting places. 🙂 Crossing impressing river Leda just before arriving at Leer station you know, you have reached Eastern Frisia. Stopping there for the night, then of coastal resort and ferry port of Norddeich to stay for some days. You goSouth to get to nearby Norden city. It´s some word game in German language, as „Norden“ means „North“. It´s a nice old city with historic market square, two windmills and Doornkaat distillery. Entering shopping mall from South you get by the monument of a huge Doornkaat bottle, which also get mentioned at local Eastern Frisia criminal novels of local writer Klaus-Peter Wolf.
As I love seals as I love cats, I visited regional seal station to see some of the young seal puppies they find every summer in the Wadden Sea. And also learnt some about seals and wadden sea – especially you need to take much more distance than the 1,5 to 2 m Corona protection distance to other people. To be sure not to disturb especially the seal mummies you should keep away some 300 m, unless there are some places as on Helgoland dune where they allow closer approach.
Getting around by bicycle, mostly along the coast. So one ride from Emden by historic Greetsiel back to Norddeich. German NorthWest coast already offers some kind of „White Nights“ – sunset around 22:00, dim light following until it gets real dark close to midnight. Travelling Eastward next day to Bensersiel by bicycle to get Langeoog ferry there. This year´s „Rocking summer“ between heavy thunderstorms and rain and sunny heat reached over 30 degrees even at North Sea that Thursday.
Getting to Langeoog I met an old friend, normally living at Harz region, which I hadn´t seen for more than one year due to pandemic. Langeoog stretches from West to East by some 11 km, while it´s usually less than 2 km from North to South. The village is at the West side of the island, while the port is about 3 km South, connected by a historic small railway. As cars are not allowed, main transport is by bicycles and horse carts. The 11 km ride across the island is a beautiful sightseeing ride by the marshland and dune nature with lot of seabirds to see. Getting to the very Eastern end you can see neighboring Spiekeroog. And the meeting point of dozens of seals enjoying sun on a sandbank some half kilometer off the beach.
Another attraction is „Treffpunkt“ (Meeting Point) Fish Restaurant, who offers good and not expensive seafood. Most interesting its frequent guest – a drake, which always is looking for some food!
Rain and sun are changing every few days, and Monday was rainy. According to weather forecast I already took the 9:30 ferry. Getting back to mainland at Bensersiel, it was raining, but not heavily, and so I had a bicycle ride along the coast to Carolinensiel, another nice place with a windmill and an old port. Also an old church with bell tower separate from church building. I had crossed Eastern Frisia from West to East. „Golden Line“ close to river Hunte separated Prussian Eastern Frisia from former independent Oldenburg country. And they are still proud of their history. I had seen some Eagle monuments at Eastern Frisia. No Frankfurt Eintracht soccer team Eagle, and no osprey, which would be a good heraldic animal for that coastal region.
Meanwhile it had stopped raining, and I continued East until Schillig, where coastal line changes to South. Along Jade Bay to Wilhelmshaven with it´s nickname „Silt Town“ according to the muddy wadden Sea. It was founded as a Sea and Marine port by Wilhelm I, German emperor some 150 years ago. By port, marine and docks it was an important city with over 130.000 inhabitants around World War II, loosing many of it´s people by dock industry and automatization of port. Actually there are some less than 80.000 people, some less than at Hanau East of Frankfurt. Sunny Tuesday allowed to discover Wilhelmshaven by a long bicycle ride. Brick stone city hall built by Northern German architect Hoeger in the late 20-ies of 20th century, old Kaiser-Wilhelm Bridge and South Side promenade. And some kilometers North the silhouette of Weser Jade Port, worth of another journey, as you can visit the port and try a ship simulator.
Travelling home by train on warm and sunny Wednesday, with the usual delays by some train problems.
Back home to everyday’s life at Frankfurt. Home-Office, meanwhile mixed with some days at the office and the seemingly never ending construction site of our housing. Also some hay fever after bicycle rides in late evening, as also nature is delayed by cold spring.
Have a nice weekend. And stay healthy and mindful.
Jochen
Fotoshow