Jochen Near Homburg 41  – der persönlichste Reisebericht
Liebe Freunde und Bad Homburg-Leser,
in vergangenen Zeiten war das Reisen sehr viel mehr als bislang von Rahmenbedingungen wie dem Wetter abhängig. Seefahrer freuten sich über günstige Winde, Wanderer und Reiter über gute und sichere Straßen. In den Zeiten der Pandemie kommen wir allmählich auch dahin, uns Reiseziele zu suchen, die einerseits ein geringes Ansteckungsrisiko aufweisen und zum anderen uns die Anreise ohne Quarantäne gestatten. Allerdings sind Bahnreisende schon seit einigen Jahren Verzögerungen durch Betriebsstörungen jedweder Art und gelegentlich auch Streiks gewöhnt.
Meine Art des Reisens ist auch stark von den äußeren Umständen abhängig, allen voran das Wetter. Weiterhin gilt es, möglichst steigungsarme Routen entlang von Flusstälern mit möglichst wenig Autoverkehr zu suchen. Und natürlich auch Regionen mit geringer „Inzidenz“. Für uns Frankfurter ist da mittlerweile außer Berlin und dem Berchtesgadener Land jede Region gut. Unsere Mainmetropole ist mittlerweile auf Platz drei 7 von etwa 412 der bundesdeutschen Negativliste – und ich habe nicht den Eindruck, dass irgendjemand versucht, etwas daran etwas zu ändern. Wenn ich wieder zurück in bin, werde ich vielleicht meine Offenbacher Freundin um Corona-Asyl bitten, denn unsere geliebte Nachbarstadt ist erst auf Rang 12. Noch besser wäre Schlitz mitwenig Corona und vielen Katzen – ob da ein Zusammenhang besteht :-))?
Für meine heutige Tour herrschten Bedingungen, die die alten Seefahrer als „günstige Winde“ beschrieben. Mit nachgespannter Kette lief das Rad besser als vorher, der Wind kam von Süden, und ich fuhr großenteils das Tal der Fulda abwärts nach Norden. Zwischendurch wurde das Fahrrad sogar zum Raumschiff Enterprise und legte die Strecke von der Sonne zum Uranus mit Überlichtgeschwindigkeit in wenigen Minuten zurück, während selbst das Licht einige Stunden braucht. Ich war auf einem „Planetenweg“ mit einem Miniaturmodell unseres Sonnensystems.Z
Zwischendurch half ich einem verirrten Lämmchen. Das hatte sich aus einem Schafpferch durch die Zwischenräume der Einzäunung den Weg nach draußen auf die ebenfalls eingezäunte Weide gesucht, fand aber nicht mehr den Weg zurück zu seiner Sippe. Die standen blökend auf der Innenseite des Pferches, das Lamm draußen. Ich sah eine Weile zu und dachte, das Lämmchen würde von alleine sich durch einen der Zwischenräume drängen. Tat es aber nicht. So hob ich es sanft hoch und schob es vorsichtig zurück dorthin, wo es hingehörte. Nach einer Weile fand es dann unter der Schafgruppe zu seiner Mutter.
Die Städte sind für Radwanderer meistens schwierig. Die Wegweisung geht auch bei Fernradwegen von ortskundigen einheimischen Nutzern aus. Jedenfalls war ich froh, durch Bad Hersfeld und Bebra durchzukommen. In Bad Hersfeld half mir noch die Erinnerung an die gemeinsame Wegweisung zu Tierheim, Kläranlage und Obdachlosenunterkunft für die Route nach Norden. Das Tierheim war zumindest schon etwas großräumiger ausgeschildert. Bebra war einst ein riesiger Eisenbahn-Kreuzungspunkt. Mittlerweile umfahren die Schnellstrecken die Stadt, die nur noch von Regionalzügen angefahren wird. An die einstige Vergangenheit erinnern der vielgliedrige Bahnhof, der Wasserturm und der mittlerweile für Veranstaltungen genutzte Lokschuppen.
In Bebra verließ ich das Tal der Fulda, weil Eschwege jetzt mein Ziel ist. Der Fulda bis Münden folgen, und von dort die Werra aufwärts wäre auch eine Möglichkeit. Aber eine viel längere Strecke – die auch noch durch den Corona-Hotspot Kassel führt. Also durch kleine Täler mit alten Dörfern aufwärts. Bei Solz etwa 10 km nördlich von Bebra hatte ich den Kamm erreicht und konnte den Spätnachmittagshimmel mit Abendrot mit Blick über eine weite Berglandschaft fotografieren. Nein, Taunus und Vogelsberg sind nicht mehr dabei. Runter ins Tal der zur Werra fließenden Sontra ging es dann leicht, eine halbe Stunde für 10 km.Dort fand ich auch dann gleich ein Hotel.
Sontra liegt schon im Werra-Meissner-Kreis, fast noch eine Insel der Glückseligen mit geringer „Inzidenz“; und mit bewegter Vergangenheit. Im Mittelalter gehörte es zum Kreis der erlauchten Hansestädte und war somit nicht nur mit Norddeutschland, sondern halb Europa verbunden. Und es war Bergbaustadt, in der Kupfererz abgebaut wurde – bis 1955.
Bleibt gesund und
liebe Grüße,

Jochen
EN
Dear friends and Bad Homburg readers!
Travelling seems to get back to be dependent on outer conditions as in old times. Actually pandemic rules and own precautions, but also more and more disturbances of transport systems as technical problems, congestion’s and strikes – not to forget the weather, that is going to be more frequent extreme due to climatic change. Travelling by bicycle all this is quite familiar to me, as weather, wind and nature have great influence to this mode of Travelling.
As all conditions were very fine today, I travelled about 75 km, helped by a good Southern Wind along my route up North. Bicycle was also fine after repair, and route mostly down The Valley of river Fulda. My bicycle even became kind of Enterprise spacecraft, getting with overflight speed from sun to Uranus within a few minutes, while light needs some hours. I travelled along a „Planetary Route“ of a miniature model of our solar system.
Giving assistance for a little lamb, that had found the way out of the sheep coral on an enfenced meadow, but not back. It’s family stood inside blocking, the lamb outside. I waited for a while, whether it had the idea to crawl by the gaps of the coral s fence, and as it didn’t I helped it softly through the gaps and could see it at its mother after a while.
Leaving Fulda Valley at Bebra, which had been an important railway junction – until new highspeed lines have bypasses now, and only regional trains stop there. My actual destination is old city of Eschwege on Werra. I could just follow river Fulda down to Münden at its joining with river Werra, but the route is much longer, and I would have to go by pandemic Hotspot of Kassel. So riding up some valley up North for about 10 km, enjoying evening view to large range of mountains on the top point. Then 10 km down in about half an hour, reaching Sontra on same-named river running to Werra. And found a hotel in town. Nowadays rather unimportant Sontra looks back to great history as a member of medieval Hanse Union, connecting many cities all over Europe. And Sontra was an important mining town, getting copper until 1955.
So long. Stay safe!
Nice greetings,
Jochen
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1 Comment

  • Posted 15. März 2021 Marc Gerhardt Messing 10:20

    Dein Blog ist großartig und es gibt viele gute Informationen hier! Besonders im Bereich der Gastronomie!

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