DE
Samstag, 6. Juni 2020 – „It is raining again“
Liebe Freunde und Leser der BHIS! Die Bad Homburger Infoshow,
nach Pfingsten gab es einige warme sonnige Tage, die meisten erfreuten. Mir und allen anderen unter Heuschnupfen Leidenden taten sie gar nicht gut, und am Donnerstag, dem letzten einer Reihe trockener Tage meldete ich mich auch krank. Immerhin half mir die feuchte Luft; und am Abend machte ich dann einen längeren Spaziergang bis zur Nidda. Dort regnete es dann auch, und das vertrieb dann auch den Heuschnupfen, ich konnte endlich wieder durchatmen. Unterwegs sah ich dann auch schon die ersten reifen Kirschen, während bei uns zu Hause im Garten Veras Himbeeren reif sind.
Gestern war ich dann auch folgerichtig wieder im Büro, natürlich mit dem Fahrrad. Nach Feierabend reichte es dann sogar schon wieder für eine erste längere Fahrradtour, fast bis nach Bad Homburg. 🙂 Jochen near Bad Homburg stimmte dann, als ich zum Abendessen in Nieder-Eschbach im Darmstädter Hof „bei Greta“ einkehrte. „Greta“ heißt inzwischen „Emilia“ und ist die aus Kroatien stammende Frau des Pächters. Zwischendurch gab es noch Damenbesuch am Tisch, sogar ganz risikolos ohne Abstand: „Lulu“, eine 2-jährige Hundedame kam neugierig zu mir, angelockt vom Essengeruch. Ich denke aber, weder Spargel, Lachs und Grüne Soße wären nichts für sie.
Nach dem Essen zeigte mir Emilia noch voller Stolz Hotel und Gaststätte mit großen Sälen und Frankfurter Stube, in der auch auf Frankfurts demokratische Tradition mit der Revolution von 1848 und Deutschlands erstem demokratischen Parlament eingegangen wird.
Heute die üblichen Erledigungen wie Waschen und Einkaufen und auch Tüten und Wasserflaschen zum Gabenzaun gebracht. Dann längerer Fahrradausflug zu den Sossenheimer Obstwiesen, wo ich Mohnblumen im Gegenlicht, den Sonnenuntergang über dem Taunus und den am Niddawehr wohnenden Graureiher aufnehmen konnte. Zwischendurch traf ich eine andere fotobegeisrte Frau mit großem Teleobjektiv. Sie erzählte mir von einer reichhaltigen Tierwelt, einer Biberburg an der Nidda, einem Eisvogel an einem der Altarme in Nied und einem Steinkauz, den sie noch hoffte, zu finden.
Nach dem Abendessen im Cafe´Platz gleich vier Polizeiautos in der heimatlichen Marburger Straße, größerer Einsatz, und ein mir unbekannter Mann mit großem Kopfverband. Wir durften zunächst auch nicht weiter; und irgendetwas größeres muss vorgefallen sein.
Im Augenblick tritt die Corona-Krise etwas in den Hintergrund: In den USA wurde vor zwölf Tagen ein Farbiger bei einer Festnahme vor vielen Augenzeugen von Polizisten brutal getötet. Und seitdem gibt es weltweit Proteste gegen die Brutalität der Polizei und den Rassismus in den USA.
Obwohl die USA lange Vorbild für Freiheit und Demokratie waren, sind sie es nicht; und nicht erst seit Trump – aber besonders seit Trump. Jährlich werden in den USA rund 1.000 Menschen von der Polizei getötet, erinnert irgendwie an autokratische Staaten wie Russland. Nicht, dass es in Russland etwa besser wäre, im Internet gibt es vom Deutschlandfunk einen eindrucksvollen Bericht. Die meisten Opfer der US-Polizeigewalt sind Schwarze; die meisten Armen auch, und auch die Corona-Pandemie fordert unter der farbigen Bevölkerung der USA übermäßig viele Opfer. Viele Berichte erinnern an das Apartheid-Regime des vorigen Jahrhunderts in Südafrika. So ist es nicht verwunderlich, dass die Volksseele – auch vieler Weisser – überkocht; und Trump gießt noch Öl ins Feuer. George Floyd ist nämlich kein Einzelfall; und die Wahrscheinlichkeit des Todes durch Polizeigewalt ist für einen Farbigen in den USA vergleichsweise hoch. Auch die „Tagesschau“ als seriöses Medium berichtet darüber.
Ganz können wir auch in Deutschland uns nicht über den Rassismus in den USA empören, ohne vor der eigenen Tür zu kehren. Was in den USA die Südstaaten, sind bei uns etwas die östlichen Bundesländer – denen vier Jahrzehnte demokratischer Tradition und Erziehung in ihrer Geschichte fehlen, auch wenn im Staatsnamen das Wort „Demokratie“ enthalten war. Auch in Deutschland gibt es für Migranten, die als solche erkennbar sind, Alltagserfahrungen des Rassismus. Das hat sogar Renata (die aus Polen stammt) gelegentlich erlebt.
Und dann gab es jenen unerträglichen Fall des Jury Jalloh im Januar 2005, der gefesselt in einer Polizeizelle in Dessau verbrannte. Eine Reihe merkwürdiger „Zufälle“, die in einer unglückseligen Verkettung zum Tod durch Selbstverbrennung geführt haben sollen, die so hanebüchen klingen wie das Einwirken Außerirdischer. Und in den Vorjahren gab es im gleichen Revier bereits zwei „merkwürdige“ Todesfälle. Erinnert irgendwie an Minneapolis; und die zuständigen Gerichtet hat stets nur „fahrlässige Tötung“ festgestellt. Erinnert irgendwie an Südstaaten in den USA.
Links zum 28. Tagebucheintrag
Und ehe sich jetzt unsere „Neufünfländer“ beschweren: Bei uns in Frankfurt am Main erhält eine türkische Rechtsanwältin immer wieder Morddrohungen, die auf einem Polizei-Computer geschrieben werden, der eher in Frankfurt am Main als an der Oder in den USA steht. Es sind Einzelfälle – sorgen wir uns darum, dass es Einzelfälle bleiben!
Bleibt gesund und noch ein schönes Wochenende!
Liebe Grüße,
Jochen
EN
Saturday, June 6th, 2020 – „It is raining again“
Dear friends and readers of the BHIS! Die Bad Homburger Infoshow,
warm summer weather last week was nice for most of us, but not for those with gras allergy. So I stayed mostly at home and did not go to work on Thursday at the end of a couple of dry days. As air got humid during the day, I felt better, and walking around in the wet air in the evening helped much – especially, as there was also some rain clearing the air.
Back to office on Friday enjoying clean air, and having my first longer bicycle ride after work. „Jochen near Bad Homburg“ was true, as I had gone some 12 km North to Nieder-Eschbach, near the city limits to Bad Homburg. Dinner at Darmstädter Hof „At Greta´s“. Asparagus with salmon and Frankfurt typical „Green Sauce“ made from a lot of herbs. No Greta Thunberg, even no Greta, but Emilia, Croatian origin, the innkeepers wife, who proudly showed me around the great hotel and restaurant, also with a Frankfurt Room, decorated with pictures of Frankfurt history, especially the area of Germany´s first democratic parliament at Frankfurt after the 1848 revolution. An other lady´s visit, even without keeping distance: Two year old dog „Lulu“ came to have the smell of the dinner, though I think, it´s not a dog´s favorite food.
The usual Saturday´s stuff today: Sleeping long, washing and shopping, also feeding our local „donation fence“. After having some bicycle ride again, to Sossenheim fruit meadows this time. Taking pictures of poppies against the light, sunset over Taunus and my old friend, the Great Blue Heron at the weir of river Nidda. Meeting a woman who also is fond of photography. She told me about some rare animals around, a beaver castle at river Nidda, a kingfisher on the Nied old river arm, and Little owl she was eager to meet this evening.
Coming home after dinner at a local Bockenheim pub my street was blocked by police, first keeping all away to pass along. Some unknown neighbor with a large head bandage standing around, some serious event must have caused police operation.
Actually an other police operation pushes pandemic into background: Afro-american George Floyd was killed brutally by police at Minneapolis, USA twelve days ago, causing worldwide demonstrations and many uproars and riots in USA. Either there is a lot of racism against black people and Latinos, and encounter with police is only safe for white. Around 1.000 people get killed by US police every year, and the risk is greatest for Black. According to serious „Tagesschau“ black parents in USA teach their children how to behave with police – to avoid to get killed by them. Sounds rough and scary – as in some autocratic regime as Russia, where police and justice are no better or even worse according to Deutschlandfunk.
But nevertheless, black people in USA suffer by poverty, discrimination, racism – as in South Africa during their „Apartheid“ in last century. And also are more vulnerable by pandemic, by poverty, by living and working circumstances and probably also by genetic conditions.
Of course we are angry in Germany about US „apartheid“. But we shouldn´t lean back, as there is also some everyday´s racism here. Even my Polish ex wife Renata had some experiences that way.
And there is the unbearable case of Oury Jalloh, who died by burning handcuffed in a police cell at Dessau in 2005. Official version stated by courts is, he burned himself, as police had overseen a lighter in his pocket. But there are so many coincidences that it looks the same likely, some aliens invaded his cell unseen. And by coincidence there were two more mysterious deaths caused by that police stations´ operations some years before.
Links to the 28th diary note
Here two links to Wikipedia and to a report of Westdeutscher Rundfunk, German Northrhine Westfalia state media:
Before German Easterners – who missed the experience of democratic life for some additional 40 years compared with West Germans – start to complain: Some Turkish female lawyer at Frankfurt on Main got several anonyme letters announcing her death written on a police computer.
Let´s work, that these single cases stay to be single cases !
So long. Stay healthy and have a nice Sunday!
Jochen