Jochen Near Homburg 08 – der persönlichste Reisebericht Home

Liebe Freunde,

nach ein paar Tagen Pause geht es heute wieder weiter mit den Berichten. Hauptsächlich gab es diese Unterbrechung deshalb, weil ich das milde Frühlingswetter der letzten Tage für ausgedehnte Aktivitäten draußen nutze. Natürlich hielt ich mich auch an Abstandsgebot und Hygiene. Da es jetzt schon – auch ohne Sommerzeit – schon recht lange hell bleibt, war ich recht lange draußen und dann zu müde für ausführliche Berichte.

Hinzu kam, dass ein dumm schwätzender Oberbürgermeister der Stadt Tübingen drauf los plapperte und vorschlug, wir Älteren mögen doch bitte weiterhin „zu unserem Schutz“ zu Hause bleiben, damit die Jüngeren wieder raus dürften. Was in einem Internetforum oder in einem Gespräch unter Nachbarn bei der Begegnung vor der Haustür noch akzeptabel ist, sorgt bei einem offiziellen Repräsentanten einer angesehenen Partei innerhalb des demokratischen Spektrums für massive Verunsicherung.

Ich schrieb ihm also eine höfliche E-Mail mit dem Inhalt, er solle sich für seine Ideen schämen und wies eingehend auf mögliche Folgen insbesondere einer längeren, möglicherweise noch weitergehenden Isolation hin. Von zwei Freunden, die Kopien erhielten, erhielt ich sehr gute erfreute Rückmeldungen. Und am nächsten Morgen antwortete mir der Herr Oberbürgermeister selbst, er brauche sich nicht davor zu schämen, ältere Menschen schützen zu wollen. Auch Herr Müntefering würde ein entsprechendes Statement abgeben. Das tauchter dann aber nirgends in den nächsten Tagen in den offiziellen Nachrichten oder sonst im Netz auf. Ich gehe davon aus, dass entweder Renate Künast, Angela Merkel oder Drosten eindringlich darauf hingewiesen haben, das solche Gedankenlosigkeiten offizieller Repräsentanten mehr schaden als nutzen. Passend dazu kam dann auch ein entsprechendes Statement unserer Kanzlerin, das noch einmal durch entsprechende Gedanken von Horst Seehofer ergänzt wurde. Ich kann nicht umhin, dass ich anfange, eine gewisse Sympathie für die CDU zu entwickeln, die uns – gemeinsam mit der SPD – einigermaßen sicher durch die Krise steuert.

Meine Aktivitäten werden verstärkt vom Wetter sowie vom Tageslicht und leichten Allergie-Erscheinungen bestimmt, und natürlich von den allgemeinen Basisregeln. Also vermehrt von der Natur und ihren Einflüssen. Bei gutem Wetter raus, bei schlechtem Wetter oder Allergie erledige ich Schreibtisch- und andere Hausaktivitäten. So, wie es im Grunde auch schon die Menschen vergangener Epochen taten, bevor sie die Errungenschaften der heutigen Zivilisation in andere Rhythmen und eine allgemeine Hetze zwangen. Im Radio und in anderen Medien wird auch öfter in diese Richtung diskutiert.

Ausgedehnte Fahrradtouren in den letzten Tagen, durch den Stadtwald, ins Taunusvorland und rund um den Flughafen, wo ich die auf der Startbahn Nordwest geparkten Flugzeuge fotografierte, die jetzt großenteils ruhen müssen. Und auch die erwachende Natur und wunderschöne Sonnenuntergänge geben tolle Fotomotive. Ein paar Bilder der letzten Tage schicke ich Euch mit. Und gestern Treffen mit Sabine im Kleingarten. Der ist groß genug, dass ausreichender Abstand gewahrt werden kann. Und der bestand ja auch schon weitgehend vorher. Es gibt natürlich jetzt viel zu tun, Beerensträucher pflanzen, Unkraut jäten und die verblühten Pflanzen des vergangenen Jahres entfernen und in den Kompost geben oder gleich als Mulch verstreuen. Einen Birnbaum und – zufällig dem berühmten Luther-Wort folgend – ein Apfelbäumchen gesetzt 🙂

Meine in der Nachbarschaft angeboten Hilfeleistungen wurden vereinzelt auch nachgefragt: Einer Nachbarin half ich, eine Kiste Wein mit dem Anhänger nach Hause zu bringen, und einer anderen holte ich etwas aus der Apotheke. Dafür schenkte sie mir einige Plastikhandschuhe und Atemmasken, die ich jetzt beim Einkaufen nutze, vor allem auch, um eventuell andere zu schützen.

Das hat für mich auch etwas Archaisches, im guten Sinn: Wieder hin zur Gegenseitigkeit !

Gestern Abend war übrigens „Earth hour“, um auf das Miteinander mit Erde und Natur hinzuweisen. So saß ich dann in dieser Zeit mit einem Teelicht in der Küche und telefonierte mit Freunden. Und bei vielen Nachbarn waren die Fenster auch dunkel. Die Tagesschau berichtete auch und zeigte Bilder unter anderem vom dunklen Taipeh – wo eine liebe Couchsurfing-Freundin wohnt.

So viel für heute. Ich hoffe, Ihr habt alle daran gedacht, die Uhr eine Stunde  v o r  zustellen. Jetzt ist es 13:09 – 12:09 der alten Winterzeit. Die ganz Dummen haben jetzt ihre Uhren gleich 5 Stunden zurückgestellt, um ihre Uhr mit dem Idioten in Washington zu synchronisieren.

Liebe Grüße und bleibt gesund,

Jochen

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