Liebe Freunde,
ein neuer Tag vergangen, wieder mit einigen neuen Dingen.
Heute bei uns im Südwesten noch einmal warme Tag mit etwas Sonne, den ich für Einkäufe und Erledigungen nutzte, die ich gleich mit meinen möglichst täglichen Fahrradtouren verband.
Nicht nur bei mir stand heute die möglicherweise drohende Ausgangssperre im Vordergrund. Während anscheinend bei einem Teil der Bevölkerung die größte Furcht vor einem zeitweisen Stocken der Versorgung mit Klopapier ist, haben vor allem wir Alleine Lebende Angst vor möglicher Isolation. Und auch die Einschränkungen der Grundrechte erscheinen bedenklich, vor allem wenn die Effizienz der Maßnahmen auch für die Fachleute fraglich ist. Immerhin ist jetzt anhand der unter anderem in Bayern heute verfügten Maßnahmen klar, dass weiterhin sportliche Aktivitäten im Freien wie meine Fahrradtouren erlaubt bleiben, solange sie alleine oder in kleinem Kreis unter Einhaltung der Abstandsregeln erfolgen. Das sieht auch unser „oberster Medizinmann“ Droste ähnlich, auf dessen Ratschläge am Ende auch die Kanzlerin hört. Nach den mir vorliegenden Infos aus offiziellen Quellen besteht ein wirksamer Schutz aus dem Einhalten der Hygieneregeln und des notwendigen Abstandes von 2 m. Fertig.
Deshalb habe ich auch Bedenken gegen weitere Verschärfungen. Die würden u n s treffen, die wir ohnehin dabei sind, uns die empfohlenen Verhaltensweisen anzueignen. Diejenigen, die sich nicht daran halten, würden das bei einem Ausgehverbot weiterhin tun und sich nur von größerer Polizeipräsenz vertreiben lassen …. und sich, ähnlich den Drogen-Dealern, neue Treffpunkte an entlegeneren Orten oder privat suchen. Und was hilft gegen mitten in den Laden hustende mittelalte Bürgerinnen deutscher Herkunft, über die sich vorhin ein Kioskbesitzer beklagte ???
Bleibt nur: Noch mehr Aufklärung.
Bewegung in der frischen Luft ist nicht nur für Geist und Körper gut, sondern macht auch kreativ. Beim Fahrradfahren kam mir der Gedanke an einen Solidaritäts-Pakt zwischen den Generationen. Von den Jüngeren, denen zumindest im statistischen Durchschnitt der Virus vergleichsweise wenig anhat, wird Solidarität mit uns Älteren, den ganz Alten und Kranken gefordert. Mit Recht. Aber die jüngere Generationen hat genauso ein Anrecht auf unsere Solidarität, wenn es um den Klima- und Umweltschutz geht. Mit Recht möchten auch die jetzt Jungen eine lebenswerte Umwelt, wenn sie in unserem Alter oder ganz alt sind. Also sollten wir auch da etwas tun, und auf massive Belastungen der Erde, wie Kreuzfahrten, Flüge etc. auch dann verzichten, wenn die Grenzen wieder offen sind. Das wäre dann der Solidarpakt der Generationen, der allen nützt, und der Umwelt natürlich auch.
Heute unterwegs, wirkten die Menschen verunsicherter und zurückhaltender als in den letzten Tagen. Das Einhalten größerer Abstände erscheint selbstverständlicher. Bei manchen habe ich auch den Eindruck von Angst auch bei Distanzen im Bereich von 2 m und mehr. Viele Menschen sind weniger zu Gesprächen aufgelegt, das „Hallo“ der letzten Tage wird durch ein Winken wie im Straßenverkehr oder Straßenbahnfahrern ersetzt.
Ein paar Erledigungen: Eine Absage für weitere Rückenmassagen, um meine Freundin und ihre Familie vor einer möglichen Ansteckung zu schützen, zumal sie beide in wichtigen Bereichen arbeiten. Verbunden mit einer Solidaritätsspende für den Ausfall der regulären Zahlungen. Ähnliches in einem meiner Stammcafe´s, „Frida“. Ab morgen mittag müssen in Hessen alle Gaststätten schließen. Nur „Take – away“ ist noch erlaubt. Gut, dass es den Lieferservice der Bad Homburger Infoshow gibt – eine nützliche Übersicht mit allen Kontaktdaten. Auf dem Rückweg noch Arbeit fürs Wochenende mitgenommen: In einem Gartencenter am Rande Sossenheims einige Blumen für den Garten gekauft, Getreu Luthers Wort vom Apfelbäumchen will ich die am Sonntag einpflanzen. Der Nachschub erscheint erst einmal sicher. Als landwirtschaftlicher Betrieb darf die Gärtnerei auch weiterhin Blumen für den Garten verkaufen.
Wieder zu Hause noch einmal Ausflug durch den Grüneburgpark in die Innenstadt, fast vollständig die gewohnte Strecke ins Büro. „Take away“ beim Imbiss am Eschenheimer Turm. Der ist in mehrfacher Hinsicht in meiner Erinnerung: Nach dem Kino holten Sabine und ich uns dort öfter unser spätes Abendessen. Und dann wollte die Stadt den Imbiss vor einigen Jahren vertreiben, weil er nicht in die Vorstellung eines gehobenen City-Ambiente verpasste. Und scheiterte mit dieser Idee am erbitterten Widerstand einer Vielzahl von Gästen, die energisch protestierten. Nun, zum Abendessen kann ich 4 km nach Osten fahren und zurück :-). Einen Spiegelei-Burger und eine große Portion Pommes, das Bier hatte ich zu Hause. Und das Imbiss-Personal achtet energisch auf das Einhalten der einschlägigen Regeln.
Auf der Zeil um 19:15 Uhr am Freitagabend – normalerweise Hauptgeschäftszeit und kurz vor Kinobeginn. Zwar keine gähnende Leere, aber doch nur mäßiger Zulauf, sodass ich bequem mit dem Fahrrad hätte durchfahren können. Aber die meisten Geschäfte und die Kinos sind geschlossen. An der Hauptwache hängen einige Gruppen junger Erwachsener, überwiegend Männer, zusammen, die anscheinend noch nichts von den Abstandsregelungen gehört haben oder nichts wissen wollen…
Auf dem Rückweg nach Bockenheim ziemlich leere Straßen, eher wie um Mitternacht an einem „normalen“ Frühlings-Freitagabend. … Auf der Leipziger Straße noch kurz etwas eingekauft und der Bettlerin gegenüber, die etwa in meinem Alter ist, eine großzügigere Spende als sonst gegeben, weil ich weiß, dass ihr Geschäft jetzt schlecht läuft. Vor Begeisterung hätte sie mich fast umarmt, besinnt sich aber noch, bevor ich Anlass zum Rückzug habe. Auch sie ist entsprechend sensibilisiert.
Das war es vom heutigen, vorerst letzten milden, Tage.
Liebe Grüße – bleibt gesund und behaltet Mut und Zuversicht – wir schaffen das!