Die Verleihung der Pro Musica- und Zelter-Plakette durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bildete am Sonntag den Höhepunkt der „Tage der Chor- und Orchestermusik“, die Bad Homburg drei Tage lang in eine singende und klingende Stadt verwandelten.

Ein weiteres Highlight dieser Großveranstaltung war die „ Nacht der Musik“, die am Samstag insgesamt rund 10 000 Besucher zu den vielen Konzerten in die Innenstadt lockte. Das Publikum erlebte an elf Spielorten einen beeindruckenden Querschnitt durch die bundesweite Amateurmusik-Szene, ein Erlebnis das wohl noch lange nachwirken wird.

Den hochkarätigen musikalischen Auszeichnungen entsprechend, war auch die musikalische Umrahmung des Festaktes im Landgraf-Friedrich-Saal diesem Ereignis angepasst: Das Orchester der TU Darmstadt, der Jugendchor Hochtaunus, das Ensemble Vocapella Limburg sowie A-Train, die Landes-Akkordeon-Bigband Hessen – alles namhafte Formationen – gestalteten einen Festakt, der einerseits würdevoll und andererseits von einer besonderen Herzlichkeit geprägt war. Das kam vor allem nach der Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum Ausdruck, als Jan Schumacher mit allen Gästen zum Kanon „Es tönen die Lieder“, ein Volkslied aus dem 19. Jahrhundert, anhob und die gesamte Festversammlung fröhlich mit einstimmte.

In seiner Rede würdigte das deutsche Staatsoberhaupt besonders den verbindenden Charakter von Musik.
„Wenn ein Stück Musik nach langen Proben gelingt, dann stellt sich dieses Gefühl von Einheit wohl ein, das Empfinden, teilzuhaben an einer sinnvollen Ordnung, an Gemeinschaft. Und daraus – wenn’s gut geht – entsteht etwas, das den meisten Menschen ein Grundbedürfnis ist: Harmonie nämlich. Und das ist mehr als ein gutes Gefühl, das ist eine Quelle von Glück. Und wer nach dem Grund fragt, warum in diesem Land mehr als zwei Millionen Menschen in Chören singen und knapp 1,5 Millionen in Laien-Orchestern musizieren – diese Erfahrung gehört zu den möglichen Antworten“,

sagte Bundespräsident Steinmeier, der in seiner Rede auch an Daniel Barenboims Wort über Musik als Völkerverständigung erinnerte. Ein Anliegen der Pro Musica- und der Zelter-Plakette sei es denjenigen zu danken, die ehrenamtlich dem gemeinsamen Musizieren „einen Ort geben, die Noten verwalten, Auftritte organisieren, sich um den Nachwuchs, die Finanzen und um Förderer kümmern.“

Auch Staatsminister Boris Rhein schloss sich dem an:

„Für viele Menschen in unserem Land gehören die Musik, der Gesang im Verein oder das gemeinsame Musizieren im Orchester zum Leben dazu: Allein in den hessischen Sängerbünden und Musikvereinen greifen weit über 100.000 aktive Mitglieder regelmäßig zum Notenblatt. Vor allem im ländlichen Raum prägen die Vereine das soziale und kulturelle Leben. Die Landesregierung hat in den vergangenen Jahren viel unternommen, um vor allem Kindern und Jugendlichen einen einfachen Zugang zum Musizieren zu ermöglichen und sie somit für Kunst und Kultur zu begeistern. Wir haben beispielsweise die Förderung der Musikschulen verbessert und erfolgreiche Programme zur Kulturellen Bildung wie den ,Kulturkoffer‘ aufgelegt. Meine besondere Gratulation und mein Dank gilt den heute ausgezeichneten Ensembles, die stellvertretend stehen sollen für die vielen Chöre und Orchester in Hessen.“

Oberbürgermeister Alexander W. Hetjes dankte den Aktiven, die das dreitägige Programm gestaltet haben.

„Die Stadt hat großartige Auftritte erlebt“,
sagte der Oberbürgermeister. Hetjes weiter:
„Musik zu fördern bedeutet für uns als Stadt, alle Altersstufen von Kindern bis zu Erwachsenen zu unterstützen. Ein besonderer Aspekt ist die Förderung von Vereins-Jugendarbeit. Für die Kulturarbeit in unserer Stadt nehmen wir wertvolle Impulse mit. So war die Kooperation eines Orchesters und eines Chors beim Auftaktkonzert ein sehr gutes Projekt. Wir wollen die Zusammenarbeit der Ensembles in unserer Stadt weiter fördern und damit die Amateurmusik stärken.“
Auch die Chöre und Orchester nähmen eine tolle Erfahrung mit, so der Oberbürgermeister.
„Viele haben sich ausgetauscht mit anderen, und wenn das die Chöre und Orchester aus den Regionen Deutschlands verbindet, dann ist das ein wunderbares Ergebnis“,

sagte Hetjes.

Im weiteren Verlauf des Festaktes überreichte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dem Winkeler Frauenchor aus Rheinhessen die Zelter-Plakette und dem Musikverein Viktoria 08 Ober-Roden im Rhein-Main-Gebiet die Pro Musica-Plakette. Die beiden Vereine erhielten diese ehrenvolle Auszeichnung stellvertretend für 40 Chöre und 14 Musikvereine aus dem gesamten Bundesgebiet, die im Laufe des Jahres dann bei regionalen Veranstaltungen die Plakette ausgehändigt bekommen.

 

Am Abend zuvor war „Musik pur“ in der Bad Homburger Innenstadt angesagt. An elf Spielorten traten 44 Ensembles und Chöre auf. Was diese auf die Bühnen brachten, war nicht nur beste Unterhaltung auf sehr hohem Niveau, die Auftritte boten auch einen überzeugenden und authentischen Querschnitt der bundesdeutschen Amateurmusik in ihrer ganzen Bandbreite: Vom Gospelsong bis zum Shanty, von Gitarren- über Mandolinen- bis zu Alphornklängen, Salonmusik, Bigband Sound, Jazz, Pop – Musik mal traditionell, mal modern. Die Vielfalt hatte es in sich und begeisterte das Publikum. Wo sonst wird einem so viel unterschiedliche Live-Musik an einem Abend geboten? Tausende Menschen pilgerten zu Fuß oder per Shuttle-Bus zu einem oder auch mehreren Auftrittsorten und ließen sich von der Musik, die diesem Abend überall dominierte, mitreißen und mitnehmen ließen.Veranstalter war die Bundesvereinigung Deutscher Chor- und Orchesterverbände, deren Präsident Ernst Burgbacher das Wochenende folgendermaßen zusammenfasste:

„Die Tage in Bad Homburg haben wieder eindrücklich gezeigt, dass in der Amateurmusik Tradition und Mut zu neuen Wegen hervorragend zusammenfinden, dass sowohl die Vereine und Verbände wie auch die Musizierenden neue Herausforderungen annehmen und dass die Amateurmusik für unsere Gesellschaft und unsere Kultur eine existenzielle Bedeutung hat. Die Teilnahme des Bundespräsidenten und Frau Elke Büdenbender ist dafür der beste Beweis. Bad Homburg hat die Musik und die, die sie machen, in unvergesslicher Weise gefeiert.“
In Bad Homburg waren einige Ensembles bereits am Samstagvormittag zu spontanen Platzkonzerten unterwegs, neben einem sehr gut besuchten Offenen Singen in den Louisen-Arkaden fand ein Ökumenischer Gottesdienst in der Erlöserkirche statt. Dort wurde auch die Nacht der Musik zentral durch den Präsidenten des Deutschen Musikrates, Prof. Martin Maria Krüger, eröffnet. Gestaltet wurde diese Veranstaltung souverän und ausdrucksstark von der Orchesterakademie des Jugend-Sinfonie-Orchesters Hochtaunus unter der Leitung von Lars Keitel und den Limburger Domsinknaben unter Andreas Bollendorf.

Die nächsten Tage der Chor- und Orchestermusik finden vom 29. – 31. März 2019 in Gotha statt.

Bildquelle: Stadt Bad Homburg/Heiko Rhode